Aargauer Zeitung, Samstag, 21. Juni 2003Schwelbrand im Dach der Feuerwehren
Baden/Wettingen: Versicherungsamt hat Verhandlungen für eine sinnvolle Kooperation unterbrochen Sie kommen nicht vom Fleck, die Gespräche über eine Fusion der Feuerwehren Baden und Wettingen. Dabei würden sich die Korps ideal ergänzen, die Last der Einsätze könnte auf mehrere Schultern verteilt werden. DIETER MINDER „Wir wehren uns nicht gegen das Projekt der Fusion, sondern sind bereit, uns gemeinsam mit den Kameraden von Baden für eine neue Lösung zu engagieren», das hielten die Angehörigen der Feuerwehr Wettingen Mitte Dezember 2002 in einem Brief fest. Umso erstaunter sind sie, dass die Arbeitsgruppe Fusion ihre Tätigkeit praktisch eingestellt hat. « Dabei hat die Frage der Sicherheit im Baregg-Tunnel nichts mit der geplanten Fusion zu tun», sagt der Wettinger Feuerwehrkommandant Markus Widmer. «Der ‚verweigerte’ Strassenretter war für Widmer der willkommene Anlass, aus den Fusionsgesprächen auszusteigen», sagt dagegen Rolf, Eichenberger, Direktor des Aargauischen Versicherungsamtes (AVA). Wer zahlt das zweite grosse Fahrzeug? Begonnen hat der anhaltende Schwelbrand vor rund einem Jahr. In Wettingen musste die Drehleiter ersetzt werden. Als Ersatz beabsichtigte die Gemeinde, einen Hubretter zu erwerben. Die Kosten liegen bei rund 900 000 Franken. Als Stützpunktfeuerwehr hätte sie Anspruch auf rund 75 Prozent Subventionen. Eine Ortsfeuerwehr würde wesentlich weniger erhalten. Bezahlen muss das AVA. Das neue Fahrzeug war für Eichenberger der Anlass, die Feuerwehrsituation in der Region Baden zum Thema zu machen: «Es wird künftig nur noch eine Stützpunktfeuerwehr geben. Aber ein zweites grosses Fahrzeug braucht es im Raum Baden-Wettingen.“ Die Frage ist nur, zu welchem Subventionssatz Wettingen dies kaufen kann. Strassenretter gestrichen Wie gefährlich Unfälle in Tunnels sind, zeigte sich im Gotthard, im Mont-Blanc und im Tauern. «Unabhängig von der Fusion, die Sicherheit im Tunnel und der Überdeckung Neuenhof hat höchste Priorität», sagt Markus Widmer. Er verstand deshalb nicht, dass das AVA nur noch einen Strassenretter in Baden stationieren wollte und denjenigen in Wettingen strich, zumal der Bund Beiträge an diese Fahrzeuge leistet. Mit dem Verzicht werde die Rettungskapazität massiv reduziert, sagt Widmer, und als Folge davon trat er aus der Arbeitsgruppe «Fusion» aus. Die Fusion selber befürwortet er nach wie vor: «Eine intensivere Zusammenarbeit hätte schon vor Jahren Sinn gemacht.» Noch keine Anfrage in Dietikon Gewissermassen der Ersatz für den wegfallenden Strassenretter könnte, so Eichenberger, die Stützpunktfeuerwehr Dietikon sein. Grundsätzlich könnte sich Erwin Sommerhalder, Stellvertretender Feuerwehrkommandant in Dietikon, vorstellen, dass sie Aufgaben im Bareggtunnel Übernehmen würden: «Das war noch nie ein Thema, entscheiden müssten das Aargauische Versicherungsamt und die Gebäudeversicherung des Kantons Zürich. » In einem Fall funktioniert die Zusammenarbeit über die Kantonsgrenze. Seit Anfang Jahr gehört Bergdietikon zum Gebiet der Stützpunktfeuerwehr Dietikon. Bisher hatte die Stützpunktfeuerwehr Baden ausrücken müssen und war sozusagen am Feuerwehrmagazin Dietikon vorbeigefahren, um in Bergdietikon zu helfen. Es gibt einen weiteren ähnlichen Fall. Kommt ein Alarm aus Würenlos, fährt die Stützpunktfeuerwehr Baden am Magazin Wettingen vorbei. Das AVA muss entscheiden$ „Der Gemeinderat ist ganz klar der Meinung, dass die Gespräche weitergehen müssen“, sagt die Wettinger Gemeinderätin Antoinette Eckert. Entsprechend wurde das AVA informiert. «Wir brauchen doch alle Facts, um über eine Fusion entscheid können», sagt sie und ergänzt, dass Widmer bereit sei, als Auskunftsperson am Projekt mitzuarbeiten.
«Ich bin nach wie vor für konstruktive Gespräche», sagt der Badener Vizeammann Stephan Attiger. Es liege am AVA, über deren Fortgang zu entscheiden. Doch: «Wenn die Verhandlungen zu einem erfolgreichen Ende führen sollen, muss die Feuerwehr Wettingen in der Arbeitsgruppe vertreten sein. Der Rücktritt sei dem Projekt nicht förderlich gewesen, doch für ihn sei das Projekt nicht abgebrochen, sondern unterbrochen. Der Badener Feuerwehrkommandant Martin Zulauf ist nach dem Rücktritt skeptisch, was die Zusammenarbeit anbelangt. EINSÄTZE 2002
Feuerwehr Einsätze Personen
Baden 133 113
- davon Stützpunkt 16
Bellikon - 56
Bergdietikon 17 70
Birmenstorf 16 61
Ehrendingen 4 91
Ennetbaden 11 73
Fislisbach 12 78
Freienwil 2 35
Gebenst.-Turgi 21 71
Künten 4 39
Mägenwil 3 47
Mell.-Wohlensch. 12 82
Neuenhof 21 66
Obersiggenthal 15 91
Remetschwil 8 59
Rohrdorf 9 67
Spreitenb.-Kill. 78 89
Stetten 7 63
Untersiggenthal 6 81
Wettingen 68 98
- davon Stützpunkt 3
Würenlingen 13 67
Würenlos 14 70 (Angaben AVA)
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