Stützpunktfeuerwehr
Wettingen
Offiziere
Gruppenführer
Angehörige der Feuerwehr
An den
Gemeinderat Wettingen
5430 Wettingen
Montag 16. Dezember 2002/cR/tR
Standortbestimmung der
Stützpunktfeuerwehr Wettingen
Sehr geehrter Herr
Gemeindeammann,
Sehr geehrte
Gemeinderätinnen und Gemeinderäte
Am 4. Dezember 2002 wurde
die Gesamtfeuerwehr Wettingen durch die
Ressortvorsteherin, Frau
Gemeinderätin Antoinette Eckert, über das Ergebnis und
das weitere Vorgehen im
Zusammenhang mit der Reorganisation der Stützpunkte
Wettingen und Baden
orientiert. Im Namen aller Feuerwehrkameraden bedanken wir
uns für den
Informationsabend. Die direkte und offene Diskussion von Angesicht zu
Angesicht war nötig.
Trotzdem sind wir über die
Ergebnisse und den weiteren Projektverlauf enttäuscht. In
Sachen Zusammenarbeit mit
dem Stützpunkt Baden haben wir einen verbindlichen
Grundsatzentscheid und
nicht die Bildung von neuen Arbeitsgruppen und
Kommissionen erwartet. Wir
hofften auf klare Aussagen und klar formulierte Ziele.
Stattdessen wurde uns eine
vage Absichtserklärung präsentiert, deren Ausgang aus
heutiger Sicht völlig
offen ist. Nun warten wir wiederum auf ein Resultat aus all den
Meinungen und Ansichten
der diversen Gremien.
Aus unserer Reaktion
ersehen Sie, dass die grosse Mehrheit der Angehörigen der
Feuerwehr Wettingen für
neue Strukturen offen ist, sofern sie für alle beteiligten
Partner eine Win-Win
Situation erbringen. Wir wehren uns nicht gegen das Projekt
der Fusion, sondern sind
bereit, uns gemeinsam mit den Kameraden von Baden für
eine neue Lösung zu
engagieren.
Mit Blick in die Zukunft
halten wir mit Nachdruck fest, dass durch eine Neukonzeption
bestehende und in langen
Jahren gewachsene Fundamente der Feuerwehrarbeit
nicht tangiert und
riskiert werden dürfen. Dies bedeutet nichts anderes, als dass
- die Bevölkerung von
Wettingen weiterhin auf eine motivierte, der
Gemeindegrösse, den
Gebäuden und den vorhandenen Risiken
angepasste
Feuerwehrorganisation zählen kann.
- die Exekutive ihre
Verantwortung wahrnimmt und der Bevölkerung den ihr
zustehenden Schutz bei
Ereignissen jeglicher Art zur Verfügung stellt.
- das AVA und die
Behörden den ständigen Auftrag der Feuerwehr weder
untergraben oder
behindern. Schliesslich ist und soll die Feuerwehr an 365
Tagen im Jahr und 24
Stunden Tag und Nacht, also jederzeit mit den der
Struktur der Gemeinde
entsprechenden Mitteln, aufgeboten werden
können.
An der Orientierung haben
wir mit Erstaunen und Unverständnis erfahren, dass das
AVA, welches selber in
jedem Kurs die offensive Taktik predigt, die Sistierung
jeglicher Subventionen an
die Gemeinde Wettingen (welche in Ausdehnung und
Einwohnerzahl die Gemeinde
Baden übertrifft) beschlossen hat, Der
Investitionsstopp gilt
offenbar solange, bis das Projekt Reorganisation
Stützpunktfeuerwehr
abgeschlossen ist. Direkt betroffen von dieser Massnahme ist
die Ersatzbeschaffung der
über 30 Jahre alten ADL der Feuerwehr Wettingen.
Sprachlos und sehr
verärgert haben wir zu Kenntnis genommen, dass der
Gemeinderat Wettingen
gegen die Vorschläge des AVA nicht opponiert und sich
offenbar erschreckt
zurückzieht. Dabei wird bewusst oder unbewusst, das Risiko
eingegangen, dass die
Feuerwehr nicht mehr 100%ig einsatzfähig ist. Ohne ein
schnell verfügbares
Rettungsgerät ist auch die Sicherheit der Bevölkerung von
Wettingen nicht mehr
gewährleistet.
Als Feuerwehrmänner,
Steuerzahler, Familienväter oder Gewerbetreibende können
wir diese Haltung, weder
die des AVA noch die des Gemeinderates, in keiner Weise
akzeptieren.
Es kann nicht sein, dass:
- die Gemeinde Wettingen
sich von einer Institution wie das AVA, welcher
wir jährlich einen
zweistelligen Millionenbetrag abliefern, so unter Druck
setzen lässt.
- eine Gemeinde wie
Wettingen, welche eben noch über eine
Steuerfusssenkung
nachdachte, nicht in der Lage ist, den Betrag für ein
neues Rettungsfahrzeug
nötigenfalls selber aufzubringen. Hier geht es um
eine Investition zum Wohle
und zur Sicherheit der eigenen Bevölkerung.
- man als kommunale
Behörde solche Anordnungen und Entscheide des
AVA nicht auf ihre
rechtliche Grundlage hin überprüft.
Wir stellen uns die Frage:
Macht es Sinn, Geld einzusparen und dafür
Menschenleben zu
riskieren? Und wir geben auch die Antwort: Nein!
Wir sind nicht bereit,
gefährliche Kompromisse einzugehen, wenn es um die
Sicherheit von uns allen
geht.
Die Feuerwehr Wettingen
ist eine kostenbewusst geführte Feuerwehr. Dies zeigen
Vergleiche mit anderen
Stützpunkten. Die Feuerwehr Wettingen pflegt ihren
Fahrzeugpark. Trotzdem ist
die dreissigjährige Autodrehleiter (ADL) in die Jahre
gekommen. Ihrer
Beschaffung in den 70er-Jahren gingen intensive Abklärungen
voraus. Gemeinderat und
Feuerwehr kamen 1972 einhellig zum Schluss, dass die
Gemeinde Wettingen und die
Einwohner von Wettingen ein Höhenrettungsfahrzeug
brauchen. Die ADL wurde
1972 - übrigens vom AVA nicht als Stützpunktfahrzeug
subventioniert -
angeschafft, um den gewünschten und geforderten,
Sicherheitsstandard zu
erreichen. Die damaligen Entscheidungskriterien gelten auch
heute noch. In den letzten
30 Jahren sind weder die Hochhäuser in Wettingen
niedriger geworden, noch
hat sich das übrige Risikopotential (Industrie, Verkehr)
reduziert. Im Gegenteil:
Wettingen wächst stetig, die Besiedelung verdichtet sich, die
Zahl von Liegenschaften
und Wohnungen, die mit herkömmlichen Rettungsgeräten
nicht erreichbar sind,
nimmt zu. Die Gemeinde Wettingen braucht einen ADL-Ersatz
nicht aus Prestige,
sondern weil er nötig ist.
Trotz dieser Fakten
schieben Sie und das AVA die Beschaffung eines Hubretters als
Ersatz für die ADL auf die
lange Bank. Wir und die Bevölkerung sollen eventuell bis
ins Jahr 2006 auf den
Entscheid über den Kaufeines neuen Rettungsfahrzeuges
warten. Allen ernstes
ziehen Sie und das AVA als Alternative die Alarmierung der
ADL von Baden in Betracht.
Sie wissen, wie der erste Ernstfalltest anlässlich der
Alarmübung im Oktober 2002
ausging. 32 Minuten nach dem Aufgebot der
Feuerwehr Wettingen war
das Rettungsgerät aus Baden vor Ort. Auch wenn sich
durch Optimierungen die
Anfahrzeit um einige Minuten kürzen lässt, braucht die ADL
Baden noch immer zu lange.
Rückfragen bei
Fachpersonen werden Ihnen aufzeigen, wie schnell sich ein Feuer
entwickeln und ausbreiten
kann. Es wartet keinesfalls 30 Minuten, oder auch ein
bisschen weniger, bis die
erste Rettung ausgeführt ist. Drei Minuten ohne Sauerstoff
reichen, um in Todesgefahr
zu kommen.
Im Beschaffungsplan steht
der Bedarf einer neuen ADL seit Beginn der 90er-Jahre.
Zweimal wies auch das AVA
auf die Dringlichkeit der Beschaffung hin. In den
Berichten zu den
Alarminspektionen 1993 und 1998 ist explizit erwähnt, dass
anstelle der ADL ein
moderneres Rettungsfahrzeug nötig ist. Nun soll die
Beschaffung zum zweiten
Mal scheitern. Wir sind soweit, dass im schlimmsten Fall
die zwangsweise
Ausserverkehrssetzung eines Wettinger Feuerwehrautos durch das
Strassenverkehrsamt droht.
Das kann doch nicht wahr sein!
Fragen Sie doch als
Vergleich bitte einmal nach, wie oft Nachbarn ihre Leitern in
diesem Zeitraum ersetzt
haben.
Wir erwarten vom
Gemeinderat eine klare Antwort: Braucht Wettingen ein eigenes
Rettungsfahrzeug oder
nicht?
Und: Weil diese Frage auch
die gesamte Bevölkerung unserer Gemeinde angeht
verlangen wir eine
öffentliche Diskussion.
Die Sicherheit ist ein Gut
für alle. Wird die Sicherheit abgebaut, sind alle davon
betroffen. Deshalb sollen
auch alle wissen, um was es geht.
Verneint der Gemeinderat
die Notwendigkeit eines ADL-Ersatzes, so erwarten wir
von ihm eine entsprechende
Information an die Bevölkerung von Wettingen
dahingehend, dass die
Feuerwehr Wettingen nun nur noch beschränkt einsatzfähig
ist und der Gemeinderat
die politische Verantwortung hierfür übernimmt.
Wir behalten uns vor,
ansonsten selbst an die Öffentlichkeit zu gelangen!
Wir setzen uns engagiert
für unsere Anliegen und von Herzen für die Sicherheit der
Bevölkerung, sowie für
unsere eigene, ein. Als Feuerwehrmänner und Einwohner der
Gemeinde Wettingen
erwarten wir vom Gemeinderat einen
verantwortungsbewussten,
schnellen und klaren Entscheid.
Mit kameradschaftlichen
Grüssen
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